Offener Brief - Zum Trauerspiel um den Hermann-Levi-Park

14. Dezember 2019

Am Mittwoch, 12. Dezember 2019, fand im Gemeindeparlament des Marktes Garmisch-Partenkirchen eine aufgeregte Sitzung zum Tagesordnungspunkt "Hermann-Levi-Park" in Partenkirchen statt. MdG Martin Schröter gehörte zu den Gemeinderatsmitgliedern, die diese Benennung abgelehnt haben. Ihm möchte ich hier antworten:

"Sehr geehrter Herr Schröter,

die Debatte um Hermann Levi und den Vorschlag, ihm einen angemessenen Gedenkort in seiner ehemaligen Wohn-Gemeinde Partenkirchen zu ermöglichen, ist wesentlich älter als Sie vermuten. Sie beginnt mindestens im Jahre 2008 mit dem Vorschlag des CSB, dem Kurpark Partenkirchen die Bezeichnung „Richard-Strauss-Kurpark“ zu geben. Im selben Jahr brachte der Fremdenverkehrsverein die Bezeichnung "Rosenkavalierpark" in die Diskussion. Die Namensgebung "Hermann-Levi-Park" lehnte er ab.

Der Vorschlag "Richard-Strauss-Kurpark" war, das erlaube ich mir zu sagen, gut gemeint, aber doch überzogen – Strauss wurde damals schon und wird bis heute vielfach geehrt mit einem jährlichen Festival, mit einem Brunnen auf dem Richard-Strauss-Platz, mit der teilweise öffentlichen Zugänglichkeit der Richard-Strauss-Villa in der Zoeppritzstraße und nicht zuletzt mit dem Richard-Strauss-Institut in der Partenkirchner Mayer-Doss-Villa. Mehr wäre vielleicht des Guten zu viel geworden.

Mein Vorschlag war und bleibt deshalb, den Wagner- und Brahmsdirigenten Hermann Levi zu ehren - durch die Umbenennung des Kurparks Partenkirchen in „Hermann-Levi-Park“. Levi konnte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit „Haus Riedberg“ hoch über Partenkirchen auf dem ehemaligen Rassenkeller einen Alterswohnsitz errichten. Strauss und Levi sind sich wohl in München wie auch in Partenkirchen persönlich begegnet – über die Blickachse von Schloss Riedberg zur Strauss-Villa und zurück ist noch heute diese Verbundenheit zu erkennen. Das Richard-Strauss-Institut in einem Hermann-Levi-Park würde diese Beziehung unterstreichen.

Und nun zu Mayer-Doss. Vielleicht wussten Sie nicht, dass zwischen der Familie Mayer und Hermann Levi eine enge verwandtschaftliche Verbindung besteht. Ich zitiere aus https://www.geni.com/people/Gottschalk/6000000016810842013

„Gottschalk Mayer war der Sohn des Mannheimer Oberhoffaktors Elias Mayer aus Stuttgart und der Judle Geseke. Nach seiner Verlobung 1782 im hessischen Fulda heiratete er (wohl in Dresden) im Sommer 1783 Eva Lehmann (* 1766 in Dresden, † 1828 in Mannheim), die Tochter des Dresdner Kaufmanns Lehmann Josef Nathan und seiner Ehefrau Bele. Seine Ehe wurde durch den kurpfälzischen Gesandten in Dresden, Theodor Freiherr von Hallberg-Broich, angebahnt und führte zu einer Zusammenkunft in Fulda, wo die künftigen Brautleute Gottschalk und Eva im Beisein der Eltern Verlobung feierten. Nach Berichten seines Sohnes Julius Lehmann war der 21-jährige Gottschalk Mayer nach eigenen Worten bei seiner Verlobung noch „sehr jung, sehr unerfahren und in Fulda selbst, bei der Brautschau, sehr schüchtern“. Sein Urenkel war der bekannte Dirigent Hermann Levi (1839–1900).

Damit war und ist für mich deutlich: Zwischen Ludwig Mayer-Doss, Hermann Levi und Richard Strauss bestehen enge persönliche Verbindungen. Levi und Strauss standen zeitweise in einem Lehrer/Schüler-Verhältnis. Diese Verbindungen kämen in einem Partenkirchner „Hermann-Levi-Park“ mit dem Richard-Strauss-Institut glanzvoll zum Ausdruck. Damit könnte sich der Markt Garmisch-Partenkirchen in der Kulturwelt schmücken. Und hat es 2019 mit den Hermann-Levi-Tagen ja auch schon getan.

Es ist sehr bedauerlich, dass mit den wiederholten Entscheidungen gegen den Hermann-Levi-Park diese Chance leichtfertig verspielt wurde.

Mit freundlichen Grüßen
Alois Schwarzmüller

PS: Damit steht Ihrer Idee nichts im Wege, „dem Ehrenbürger Mayer-Doß, der so viel Gutes für die Armen Partenkirchens getan hat, ein würdiges Andenken zu verschaffen und das Schicksal seiner Familie während des Holocausts aufzuklären.“

Garmisch-Partenkirchen, 14.12.2019

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