Für ein neues Kongresshaus! Ein Plädoyer von Harry Helfrich, Kulturreferent des Marktes Garmisch-Partenkirchen

22. Februar 2019

Für ein neues Kongresshaus!

"Viele Garmisch-Partenkirchner verbinden das Kongresshaus am Richard-Strauss-Platz mit zahlreichen Erinnerungen, Konzertbesuchen, Begegnungen und Momenten. Darum sind höchst emotionale Reaktionen auf einen eventuellen Abriss und Neubau menschlich und verständlich.

Doch leider gibt es zahlreiche Gründe, die für einen Abriss und Neubau sprechen und die man auch nicht schönreden kann. Hier die Fakten:

Es ist viel toter Raum vorhanden (Ecken, lange Gänge, Treppen), nicht nur in der Breite, sondern auch in der Höhe. Moderne Messestände haben eine Mindesthöhe, die ist in unserem Foyer aber nicht abbildbar ist. Als Folge bleiben Kongresse aus, deren räumliche Anforderungen GaPa-Tourismus nicht erfüllen kann.

Die Energiekosten sind sehr hoch, verständlich durch das Alter des Hauses. Schätzungsweise wären Einsparungen von bis zu 50% möglich.

Die Logistik ist schlecht und kann aufgrund er Architektur nicht optimiert werden, es fehlen Lastenaufzüge und große Zufahrtstore (in eine moderne Halle kann man mit einem großen LKW direkt hineinfahren). Mir bekannte Tourneetheaterunternehmen bezeichnen den Weg von LKW zur Bühne in Ga-Pa als „einen der kompliziertesten in ganz Süddeutschland!“. Die Küche ist im Keller, was weite Wege von den Speisen zu den Gästen erfordert.

Basierend auf der schlechten Logistik sind die Personalkosten sehr hoch. Hinzukommend kann nicht gleichzeitig auf- und abgebaut werden, daraus resultiert eine hohe Anzahl an Rüsttagen. Diese Rüsttage können nicht für die andere Veranstaltungen belegt werden.

Die technischen Anforderungen von Gastspielen oder Kongressen sind heute um ein Vielfaches höher als noch vor wenigen Jahren. Die elektrischen Leitungen jedoch und der Brandschutz im gesamten Haus befinden sich gelinde gesagt in einem katastrophalen Zustand. Im ganzen Haus muss der Brandschutzoptimiert werden. Dies würde sich nur durch sehr hohe Kosten bewerkstelligen lassen und schadet auch der Atmosphäre in den Räumen. Wollen wir wirklich mehrere Millionen Euro ausgeben um nur einen Zustand zu erhalten, der jetzt schon unbefriedigend ist?

Die Akustik war für Sprechtheater immer schon schlecht, für Bands und kleinere Orchesterbesetzungen ist sie ausreichend, für größere Besetzungen genügt sie nicht den aktuellen Standarts (Interessierte können gerne beim Leiter des RSI-Institutes nachfragen).

Zusätzlich ist die Parkplatzsituation für große Veranstaltungen nicht ausreichend.

Der kaufmännische Leiter von GaPa-Tourismus meint, ein neues Kongresshaus in ansprechender Architektur könnte ein Alleinstellungsmerkmal in den deutschen Alpen und ein Zeichen für die Region und für Garmisch-Partenkirchen sein, dass wir ein aufstrebender und zukunftsgerichteter Ort sind. Ich schließe mich dem an.

Wir sollten denen vertrauen, die tagtäglich das Kongresshaus nutzen und die eine Veränderung für dingend notwendig erachten. Und wir sollten eben nicht protzen, sondern zielgerichtet und zweckmäßig ein neues Haus erschaffen, das den modernsten Anforderungen gerecht wird.

U1 und Kleines Theater sollten jedoch nicht angetastet werden, da sie funktional und atmosphärisch ideal sind und uns viele vergleichbare Orte um diese Schmuckstücke beneiden.

Herzliche Grüße
Harald Helfrich, Kulturreferent
22. Februar 2019

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